Zur Familienchronik und zu den Riebelingstämmen
In dem Gült- und Güterregister der Grafschaft Ziegenhain der Jahre 1360 - 1367
[1], das nur wenige Namen enthält, ist noch kein Riebeling genannt. Dies
gilt auch für das Verzeichnis der im Amt Ziegenhain fälligen Gülten und Renten von 1448
[2]. Einer der ältesten, bislang bekannt gewordenen Nachweise
des Namens findet sich in dem Verzeichnis der im Amt Ziegenhain (und Treysa) fälligen Zinsen, Renten und
Gülten des Jahres 1464 [3], in dem die auf Rybelins
Koden im Ort Czelle (heute: Zella) entfallende Abgabe aufgeführt ist (siehe
auch SCHOOF 1958). In dem drei Jahre danach erstellten Landsteuerregister des Gerichts Ziegenhain
[4] sind gleich vier abgabepflichtige Vorfahren enthalten, nämlich
Rybelyn der Alde in Czelle, Henne Rybelin in Loshausen und Hartmann sowie Gele Rybelin
in Ascherode.
Pfarrer Ruetz (1968) kam nach einer Analyse der Liste der Waldnutzungsberechtigten aus dieser Zeit und späteren
Namenslisten zu der Annahme, "daß der Ursprung der unter Zella genannten Riebeling nicht in Zella, sondern in
Gungelshausen zu suchen ist". Der Hinweis auf Rybelins Hof von 1464 und das gleichzeitige Auftreten des Namens in
verschiedenen, nahegelegenen Orten läßt indes vermuten, daß Riebelings damals in diesem Gebiet schon seit
längerem ansässig waren. Die nachfolgenden Kopien der zwei frühen Archivalien über den Namen Riebeling
entstanden aus Fotokopien, die im Zuge familienkundlicher Forschungsarbeiten mit freundlicher Genehmigung des Staatsarchivs
Marburg kürzlich durch den Familienverband gefertigt werden konnten.
aus: Verzeichnis der im Amt Ziegenhain fälligen Zinsen, Renten und Gülten (Grundstücksabgaben) 1464[3]
Wörtliche Übertragung des Salbuchausschnitts:
Dies syn die Zinse Rente und Gulde die ...(?) Czigenhain jährlich fällig syn
uff Walpury (1.Mai) und Michael (29.Sept.)
Czelle
Item (ebenso) die von Czelle geben 28 Albus zu Maybede (Maisteuer)/ und 48 Albus
zu Herbistbede (Herbststeuer)/ daruf gefallen dem Perner (Pfarrer) und den Altaristen (Altarpriestern) zu Treysa 3 1/2
Gulden zu testanat (vermachen) der Herrschaft, so blibet uff Rybelins Koden
(Hof) 1 Albus und uff Dönnichen(?) von Hattenbach 32 Schilling.
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In einer Aufstellung über die Einkünfte des Klosters Haina, die von im Zuge der Reformation geflüchteten
Mönchen des Klosters nach dem Stande von 1526 um 1532 gefertigt worden war [5],
erscheint bei den im Amt Treysa fälligen Fruchtzinsen ein Hentze Ribel aus Gungelshausen. Im Salbuch von Stadt und Amt
Ziegenhain 1555 [6] findet sich dann der Familienname gleich fünf mal in den
Orten Ziegenhain, Niedergrenzebach, Zella und Michelsberg.
Dank der unermüdlichen und akribischen Arbeiten der Pfarrer Hütteroth und Ruetz
sowie einer Reihe anderer Mitglieder des Familienverbandes wurde vieles unserer Familiengeschichte bis zurück in jene Zeit
erforscht und dokumentiert. Neben zahlreichen Artikeln in den Familienzeitungen seit 1930 ist hier insbesondere die Publikation
über Stammfolgen der Riebeling von Pfarrer Ruetz (1972) im deutschen Geschlechterbuch zu nennen.
Von den dort beschriebenen fünf Stämmen aus dem Schwalmgebiet kommt dem bereits genannten Stamm Riebeling 1 aus
Gungelshausen, dessen Geschichte am weitesten zurück zu verfolgen ist, eine besondere Bedeutung zu. Viele Nachkommen
leben noch heute in der Region Ziegenhain, in Nord- und Südhessen sowie in anderen Teilen der Bundesrepublik und in den
U.S.A..
Die Seigertshäuser/ Röllshäuser Riebelings lassen sich als zweiter Stamm
erstmals 1656 in Seigertshausen nachweisen. Nachfahren finden sich heute ebenfalls noch in der Region Ziegenhain, außerdem
weit verbreitet in Westdeutschland und auch in den U.S.A. (Pennsylvania, Illinois, Californien sowie Oregon).
Der Stammvater des dritten Stammes Dorheim-Schlierbach taucht erstmals 1749 als Pate in Dorheim auf. Die Nachkommen leben
heute vorwiegend in Nordhessen, an Lahn und Main, im Saarland, im Westerwald, in Nordrhein-Westfalen sowie Mecklenburg.
Die Stammfolge der Caldener-Oberrospher Riebeling als viertem Stamm, auch Rübeling
geschrieben, beginnt mit Bastian Rübling, der um 1670 in Caldern geboren wurde. Eine Reihe von Nachfahren sind jetzt noch
im Bereich von Oberrosphe und im Raum Marburg und Friedberg anzutreffen.
Der fünfte Stamm der Rübeling aus Helsa-Trubenhausen, die diese früher
häufigere Namensschreibweise beibehalten haben, erscheint erstmals in Harle bei Wabern um 1720. Sie haben sich insbesondere
um den Meißner, in anderen Teilen Nord- und Osthessens, in Norddeutschland und in Thüringen ausgebreitet.
In dem hessischen Geschlechterbuch 19 sind nur die Stammfolgen enthalten, die zum Zeitpunkt der Herausgabe in dem Familienverband
vereinigt waren. Hier handelt es sich nach Pfarrer Ruetz (1972) um "ganz verschiedene Stämme Riebeling oder Rübeling
aus der Schwalm, deren Zusammenhang untereinander nicht mehr festzustellen, ja zuweilen kaum mehr wahrscheinlich ist".
Inzwischen sind auch Angehörige eines sechsten Riebeling - Stammes aus Niedergrenzebach
in dem Familienverband vertreten. Ihr Stammvater kam 1687 von Obergrenzebach dort hin.
Bei einem Riebeling - Stamm in Australien, dessen Vorfahre Frederick Julian Daniel Riebeling 1857 in Berlin geboren wurde,
werden die Zusammenhänge mit Riebelings aus der Schwalm gegenwärtig noch näher erforscht. Das Auffinden und
Auswerten weiterer archivalischer Quellen aus frühester Zeit und das Aufspüren möglicher Verbindungen zwischen
den Stämmen bilden nach wie vor eine der Hauptaufgaben unserer familienkundlichen Forschungen. Fortschritte bei der
Aufbereitung alter Dokumente und verbesserte Möglichkeiten des Zugriffs durch elektronische Datenverarbeitung in den
Archiven erleichtern jetzt solche Vorhaben.
Es gibt freilich eine Reihe anderer Familien mit dem Namen Riebeling, Rübeling oder
Riebling und ebenso Reibeling in Deutschland sowie in Amerika, die nicht dem Familienverband angehören.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich lange vor der Künstlerkolonie in Worpswede im Dorf Willingshausen eine weithin
bekannte Malerkolonie. Hier entstanden bedeutende Werke über die reizvolle niederhessische Landschaft, die oft sehr markanten
Bauerngestalten mit ihrer farbenfreudigen Tracht und das bäuerliche Leben in diesem Gebiet. Dazu gehören auch Bilder
von unseren Vorfahren, wie zum Beispiel des Brautführers Johann Riebeling und Anne Kathrin Orth im festlichen
Trachtenschmuck oder das Bild des Conductors Magnus Riebeling aus Willingshausen (GB S. 28) von Gerhard von Reutern und
das Abendmahlsbild mit Pfarrer Konrad Riebeling aus Merzhausen (GB S. 113) von Carl Bantzer. Bekannt ist außerdem das
später entstandene, sehr eindrucksvolle Bild "Dorfälteste" von Walter Waentig, das die Urenkelin des
Gutspächters Magnus Riebeling Elisabeth Ermel, geb. Riebeling (GB S. 32) aus Willingshausen zeigt. Wegen seines
ausgeprägten Charakterkopfes wurde zudem Bernhard Rübeling (GB S. 240) von dem Kunstmaler Giebel gemalt.
[1] |
Gült- und Güterregister der Grafschaft Ziegenhain 1360 - 1367. Staatsarchiv Marburg, Signatur S/365 |
[2] |
Verzeichnis der im Amt Ziegenhain fälligen Gülten und Renten 1448. Staatsarchiv Marburg, Signatur S/636 |
[3] |
Verzeichnis der im Amt Ziegenhain (und Treysa) fälligen Zinsen, Renten und Gülten 1464. Staatsarchiv Marburg, Signatur S/637 |
[4] |
Landsteuerregister des Gerichts Ziegenhain 1467. Staatsarchiv Marburg, Rechnung I (Karton 9) |
[5] |
Aufstellung der Einkünfte des Klosters Haina nach dem Stande von 1526. Staatsarchiv Marburg, Signatur ? |
[6] |
Salbuch Stadt und Amt Ziegenhain 1555. Staatsarchiv Marburg, Signatur S/392 |
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